Geschichten aus der Provinz

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Der Waffensammler: MG, Sprengstoff, Schnellfeuerwaffen im Wohnzimmer

"Sie waren mir lieb"...

Ein ganzes Waffenarsenal hatte die Polizei in der Wohnung eines Neumünsteraners gefunden, als sie nach einem Tipp angerückt war.

Maschinengewehre, Schnellfeuerwaffen, dazu 15,5 Kilogramm Sprengstoff in Plastikflaschen fanden die Beamten. "Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz" sagt das Gesetz, und deswegen saß der Herr der Waffenkammer gestern vor dem Neumünsteraner Schöffengericht.

Dass er dabei mit einem halbwegs "blauen Auge" davon kam (auf zwei Jahre Haft, für drei Jahre auf Bewährung ausgesetzt, befand das Gericht), lag wohl auch daran, dass hinter der Waffen-Narretei kein anderer krimineller Hintergrund zu finden war.

Elf Jahre alt sei er gewesen, erzählte der heute 50-Jährige, als sein Vater seine Dienstpistole zu Hause vorgezeigt und Kriegserlebnisse erzählt habe, "das hat mich sehr berührt". Denn: Solch eine Waffe "hat meinem Vater geholfen, zu überleben". Damals habe er sich vorgenommen: "Ich möchte, dass diese Waffen als Zeugnis erhalten werden für eine verratene Generation".

Wo man denn so etwas bekomme, wollte der Vorsitzende Richter Hans-Rainer Pichinot wissen. "Das liegt heute noch 'rum, in Scheunen, in Kellern", so der Waffensammler.

Das erste Verfahren gegen den 50-Jährigen wegen der Waffen war es nicht, eher eine Folge davon: Schon 1995 hatte das Hauptzollamt eine Sammlung bei ihm beschlagnahmt - das jetzt verhandelte Arsenal will der Angeklagte damals vor der Durchsuchung vergraben haben. Und dann "wußte ich nicht, was ich tun sollte - ich mochte sie auch nicht zerstören, sie waren mir lieb".

Das Urteil nahm er mit Erleichterung auf. Mit Kriegsgerät will er nichts mehr zu tun haben: "Ich hab' diese Waffen als Last mit mir 'rumgetragen".

PETER J. GOLLNIK / 02. Dez. 2003



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