Die Entdeckung Amerikas

Die Expedition nach Amerika - 19 Jahre vor Kolumbus (II)

Was Kiels Bürgermeister dem König schrieb

Seitenschiff der Marienkirche zu Helsingör; rechts oben an der Decke Pothorsts Abbild. Foto Peter Gollnik

Als Kloster gegen Ende des 15. Jahrhunderts erbaut, mit Hilfe wohlhabender Bürger - auch Hans Pothorst stiftete jedenfalls so viel für die Marienkirche in Helsingör, dass er sein Bild dort in einem Seitenschiff an der Decke verewigen durfte (oben, vorn).
Foto: Gollnik

Der Historiker Louis Bobé war es, der 1909 im Kopenhagener Staatsarchiv den Brief Grypps an Christian III. fand: "…dat de beyden sceppere Pyninck und Poidthorst, de van irer koningliken mayestet hern grothevader koningh Christierns des ersten durch anfurdernth koningliker mayestet tho Portugall etc. int norden nye insulen und lande uppthoszokende myt etlichen schepen uthgeferdigt, up der klippen Wydtszerk vor Gronlandth und kegen Sniefielsskiel up Izlandt kegen mer [5] "gegenüber vom Snæfell-Gletscher". . gelegen, eyn groidth baa uppgerichtet und gemaket umme der grönländischen szeerefer halven, de myt velen kleynen scheppen szunder bodem anfallen ander schepe in veler mennichheydth, desulvigen tho uvveraschende etc." [6] Hansische Geschichtsblätter, 57. Jg. 1932, S. 154, zitiert von Paul Pini, "Der Hildesheimer Didrik Pining", Schriftenreihe des Stadtarchivs und der Stadtbibliothek Hildesheim, Nr. 5 - Womit Grypp aus seinen Pariser Funden offensichtlich geschlossen (oder sogar belegt gefunden) hatte, dass Pining und Pothorst auf "Anforderung" von König Affonso V. von Portugal durch Christiern I. von Dänemark "im Norden neue Inseln und Länder" hatten suchen sollen.

Von Grypps "Pariser Funden" gibt es keine Spur mehr, der von Larsen zitierte Zerbster Globus steht auf der Liste der "Lost Art", in den Kellern des Kopenhagener Staatsarchivs ist die Suche nach Aufzeichnungen einer damaligen Expedition bis heute vergebens geblieben.

Dese belde let malen Hans Pothorst

Gut zu erkennen: "Dese belde let malen Hans Pothorst" - an der Decke der Marienkirche zu Helsingör
Foto: Gollnik

Bleiben die Namen: Joa Vaz Cortereal soll gemeinsam mit Alvaro Martins Homem 1473 auf der nicht einmal 30 Jahre zuvor entdeckten und erst ab 1450 besiedelten Azoreninsel Terceira gelandet sein - Larsen zitiert das in seiner "Discovery"-Veröffentlichung aus einem Bericht des Portugiesen Antonio Cordeyro[7] "Historia Insulana". , der angibt, die beiden seien vom "Kabeljauland" [8] "Terra do bacalhao", damit dürfte Neufundland gemeint gewesen sein. her gekommen; beide wurden später von der portugiesischen Krone mit Statthalterschaften auf Terceira belehnt.

Und Pining und Pothorst. Von Pothorst ist belegt, dass er mit seinem Schiff "Bastian" als "Utligger" in Diensten der Hanse tätig war. Solche "Utligger" hatten vor allem Flußmündungen und Buchten (hier wohl die Elbmündung, bis in die Deutsche Bucht) vor Übergriffen der Engländer zu schützen, die 1472/73 gegen die Hansestädte und ihren Handel agierten.

Pergament-Akte aus dem Jahr 1473 mit den drei Seiten der Pothorst-Abrechnung. Foto Peter Gollnik

Auf drei Seiten die Rechnung aufgemacht "von Pothorsts schepe": Pergament-Akt aus dem Jahre 1473.
Foto: Gollnik

Im Hamburgischen Staatsarchiv ist der - gut erhaltene - in Leder gebundene Pergamentband mit der Abschlussrechnung Pothorsts verwahrt. Unter dem Datum "Actum profesto visitationis Marie LXXIII" (das ist: 1. Juli 1473) ist da von "Pothorsts schepe" eine drei Seiten lange Rechnung aufgemacht. Gleich nach seiner "Kündigung" muss der hanseatische "Utligger" in dänische Dienste getreten - und unmittelbar mit Pining nach Westen gesegelt sein.

In dänischen Diensten ist er weiterhin geblieben, im späteren Seekrieg Englands und Dänemarks wird sein Name wieder erwähnt. Im Deckengewölbe der Marienkirche zu Helsingör ist heute noch deutlich ein kalkgemaltes Bild mit der Umschrift zu sehen: "Desse belde let malen Hans Pothorst."

Hildegard von Marchtaler hat Pothorsts Zeit in Hamburg nachgeforscht; ihre Erkenntnisse sind in der Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte veröffentlicht: hier der Link dorthin.

PETER J. GOLLNIK, 2007

► Teil 1: 21. April 1925 - Ein Bibliothekar rüttelt an der Geschichte

► Teil 2: Die Olaus-Karte - Was ein Kieler dem Dänenkönig schrieb

► Teil 3: Die Fahrt nach Westen - "Mit Gottes Hilfe" zum Ericsfjord

► Teil 4: Paul Pini - Der letzte Nachfahre des Amerika-Entdeckers

► Teil 5: Pinings "Pilotus" - War es Columbus?



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